Off Track: Features

Das Neueste aus der Boykottküche (1.7.2005)

Silverstone, 10.Juli (dpa)

Die Serie der Eklats geht weiter. Beim Britschen Grand Prix ist nach langen Regenfällen bei warmer Temperatur die Mückenplage aus den Moorgebieten, die die Strecke umgeben, wieder extrem. Insbesondere die Benutzer von Schuberth-Helmen beklagten sich bei den Trainingsläufen über die hohe Belastung, der ihre Visiere ausgesetzt seien. Schuberth erklärte daher die Helme als unsicher und empfahl den betroffenen Fahrern, nicht am Rennen teilzunehmen. Aus der Vertriebszentrale in Braunschweig wurden in einer hastigen Aktion Baseball-Mützen in den passenden Farben eingeflogen, die von den Fahrern aber abgelehnt wurden, weil nicht genügend Platz für die Sponsoren-Aufkleber zur Verfügung stünde. In einer gemeinsamen Erklärung forderten Michael Schumacher, Ralf Schumacher und Nick Heidfeld die FIA auf, die Rennstrecke vollständig mit einem Moskito-Netz zu überhängen. Max Mosley lehnte dies in einer ersten Stellungnahme ab. Es sei Sache der Fahrer, eine für die Strecke geeignete, sichere Ausrüstung mitzubringen. Als Kompromiss schlug er vor, ausnahmsweise die Montage von Windschutzscheiben an den Fahrzeugen zuzulassen, was von den Schuberth-Fahrern aber abgelehnt wurde, weil Scheibenwischer trotzdem verboten blieben.

Istanbul, 21. August (AP)

Das erste Formel 1 Rennen in der Türkei wird von schweren technischen Problemen überschattet. Die Elektronik-Ausrüster der meisten Formel 1 Teams beschwerten sich über eine unfaire Benachteiligung, weil ihre Onboard-Systeme nicht in Lage seien, die Vielzahl der in Istanbul überall an der Strecke anzutreffenden "Ü"s zu verarbeiten. Angeführt von Magneti Marelli, Elektronikpartner der Scuderia Ferrari, forderten die Firmen die FIA auf, alle Umlaute von der Strecke zu entfernen. Es wird nicht erwartet dass die FIA dieser Aufforderung nachkommen wird. Inoffizielle Stellungnahmen verweisen auf Paragraph 9572 der Linguistischen Regeln der FIA, nach denen lokale, diakritische Zeichen nur dann vom Rennen ausgeschlossen werden können, wenn sie sich selbst in die Quere kommen - eine Regel die 1994 von der Finnischen Delegation als subtiler Schlag gegen die "Ø"'s der Skandinavischen Nachbarländer eingebracht wurde. Sollten die Elektronikfirmen ihre Bordsysteme für unsicher erklären, werden wahrscheinlich nur zwei Wagen am Start stehen. Wie Mario Theissen erklärte, kann die Bosch-Elektronik der BMW-Motoren zwar die türkischen "Ü"'s nicht besonders gut leiden, die Ähnlichkeit mit den heimischen "Ü"'s sei aber gross genug um keine Probleme erwarten zu lassen.

Sao Paolo, 25. September (CNN)

Seelische Probleme der Fahrer und des Boxenpersonals bedrohen den Grand Prix von Brasilien. In einer bislang beispiellosen, gemeinsamen Erklärung aller Teams wurde die FIA aufgefordert, die Strecke von Sao Paolo für alle Personen weiblichen Geschlechts zu sperren. Anlass waren mehrere separate Vorfälle während des ersten Trainingstages. Abgelenkt von weiblichen Fans die, in Ermangelung von Flaggen, ihren Idolen mit ihren T-Shirts zuwinkten, betankte der "Rüsselmann" von McLaren-Mercedes versehentlich Kimi Räikkönens Cockpit mit 85 Litern Benzin. Räikkönen will von diesem Missgeschick angeblich nichts bemerkt haben. Leicht verletzt wurden zwei Ferrari-Mechaniker, die sich vor einem Stop Barrichellos ihre heraushängenden Zungen im Helmvisier einklemmten. Schwerwiegender war ein Unfall gegen Ende der zweiten Trainingssession. Flavio Briatore, der sich Scheuklappen an seine Sonnenbrille geklemmt hatte, übersah beim Überqueren der Boxengasse den Red Bull David Coulthard's. Coulthard, der angab im Publikum "eine oder zwei frühere Bekannte" gesehen zu haben, erfasste den Renault-Teamchef mit dem Frontflügel. Briatore wurde mit einem Beinbruch in ein örtliches Krankenhaus eingeliefert, wo sein Zustand als "unkritisch" bezeichnet wird. Ein Sprecher des Krankenhauses liess verlautbaren, es ginge Briatore gut: "Er klingelt ständig nach den Krankenschwestern". Nachdem sich dann zu Beginn der dritten Session Takuma Sato beide Vorderräder abriss, als er versuchte mit seinem Wagen den Nummerngirls in den Gang zur Garderobe zu folgen, wurde das Training vorzeitig abgebrochen. Erstmals in der Geschichte der Formel 1 könnte damit heute abend kein einziger Wagen am Start stehen. FIA und Veranstalter gaben sich in einer gemeinsamen Presseerklärung betont gelassen. Notfalls plane man, auf der Start-Zielgeraden die Nummerngirls in Tretmobilen gegeneinander fahren zu lassen. Mit Protesten des Publikums wird nicht gerechnet.


Zurück zu den Features