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Ecclestone - Der Mann hinter dem Sport (30.3.2001)

Ausserhalb der vergänglichen Welt der Fahrer gibt es in der Formel 1 keinen Namen der so intensiv und schon so lange mit dem Sport verbunden ist wie der von Bernie Ecclestone. Wer ist dieser Mann und wie entstand seine Verbindung mit der Formel 1 ?

Bernhard Charles Ecclestone wurde am 28. Oktober 1930 in Ipswich, England, als Sohn des Kapitäns eines Fischtrawlers geboren. Nachdem seine Familie nach London umgezogen war verliess Ecclestone im Alter von 16 Jahren die Schule um bei einem Gaswerk zu arbeiten, in dem ein Freund seines Vaters der Leiter des Chemischen Labors war. Während dieser Zeit begann er Motorradrennen zu fahren und, in seiner Mittagspause, mit Ersatzteilen für Motorräder zu handeln. Als dieses Geschäft immer besser lief verliess er seinen Assistentenposten im Gaswerk und eröffnete mit seinem Freund Fred Crompton zusammen die Motorradhandlung Crompton & Ecclestone. Später kaufte er Crompton aus und baute das Geschäft zu einem der grössten Motorradhändler Englands aus. 1949 versuchte er sich für kurze Zeit als Fahrer in der Formel 3, gab dies aber nach einem schweren Unfall in Brands Hatch auf. Danach konzentrierte er sich auf den Ausbau seines Geschäftes, das bald Autoauktionen, Immobilien und Finanzierungen umfasste.

1957 kehrte Ecclestone zum Sport zurück und wurde Manager des Walisischen Fahrers Stuart Lewis-Evans, für den er das Connaught Formel 1 Team kaufte. Lewis-Evans starb einige Jahre später , für ein anderes Team fahrend, bei einem Unfall und Ecclestone verliess den Sport wieder bis er Anfang der 60er Jochen Rindt kennenlernte und dessen Manager und Geschäftspartner wurde. Während der Jahre 1968 und 1969 arbeitete er für Lotus, die damals Jochen Rindt und Graham Hill unter Vertrag hatten. Rindt starb im September 1970 bei einem Unfall in Monza. Er errang damals die Weltmeisterschaft posthum. Bis 1972 zog sich Ecclestone wieder aus dem Motorsport zurück.

In diesem Jahr kaufte er das Brabham Team und machte es zu einem der Topteams der Formel 1. Sein Einstieg in die Organisationsstrukturen begann als er zusammen mit Colin Chapman, Teddy Mayer, Max Mosley, Ken Tyrrell und Frank Williams die Konstrukteursvereinigung FOCA gründete und mit ihr 1975 gegen die FIA in den Kampf um bessere Organisation und höhere Anteile führte. Die Vereinigung siegte 1976 und der Streit um die immer attraktiver werdenden Fernsehrechte begann. Der Kleinkrieg mit der FIA und deren Tochterorganisation FISA zog sich bis 1981, als mit dem ersten Concorde-Abkommen die Vergabe der Fernsehrechte an die FOCA überging. Im gleichen Jahr errang Brabham mit Nelson Piquet die Weltmeisterschaft.

Als das Abkommen 1987 auslief wurde Ecclestone Vize-Präsident für Öffentlichkeitsarbeit bei der FIA. Sein Freund Max Mosley, der heutige FIA Präsident, folgte ihm. Das Interesse am Team Brabham liess nach und als am Ende des Jahres der Hauptsponsor ausstieg zog sich Ecclestone aus dem Team zurück. In den folgenden Jahren stellten die Teams fest dass der Verkauf der Fernsehrechte schwierig und risikobehaftet war. Nach und nach zogen sich die Teams zurück und Ecclestone, der bereit war die enormen finanziellen Risiken auf sich zu nehmen, zog die Rechte an sich. Er gründete dafür die unabhängige Formula One Promotions and Administration FOPA. Das Risiko zahlte sich aus; im Jahre 1993 machte Ecclestone Schlagzeilen als bestverdienender Mann Grossbritanniens, mit einem Jahreseinkommen von 45 Millionen Dollar.

Der geplante Börsengang der mittlerweile gegründeten Holdingfirma SLEC wurde abgesagt nachdem die Europäische Kommission sich näher mit dem Geschäft der Formel 1 beschäftigte. Stattdessen gab Ecclestone 1999 Eurobonds im Wert von 1,4 Millarden Dollar heraus, die mit den zukünftigen Gewinnen aus der Formel 1 abgesichert wurden. Im selben Jahr verkaufte er ein Achtel der Firma für 325 Millionen Dollar an den Risikoinvestor Morgan Greenfell Private Equity und im Februar 2000 weitere 37,5 % für 725,5 Millionen Dollar an die Firma Hellman & Friedman. Diese kombinierten 50 % gingen später für 1,65 Millarden Dollar an EM.TV, zusammen mit der kürzlich ausgeübten Kaufoption für weitere 25 %. Diese Anteile befinden sich, wie bekannt, nun unter Kontrolle der Kirch-Gruppe.

Ein Viertel der Anteile verbleibt vorläufig weiterhin im Privatbesitz der Familie Ecclestone. Bernie Ecclestone selbst wird auf ein Privatvermögen von 2 Millarden Britischen Pfund geschätzt, ein Vermögen das er ausschliesslich mit der Formel 1 gemacht hat. Auch weiter scheint Ecclestone die Zügel der Formel 1 mit fester Hand zu führen. Erst diese Woche wurde der (bereits letztes Jahr beschlossene) Verkauf der Fernsehrechte an SLEC für weitere 100 Jahre, also bis zum Jahr 2110, endgültig bestätigt. Der dafür gezahlte Preis von 360 Millionen Dollar - 309 Millionen zahlbar sofort, 51 Millionen später - mutet, angesichts der Einnahmen von ca. 400 Millionen Dollar pro Jahr, lächerlich an. Aber schliesslich lag der von Max Mosley geführten FIA auch nur ein Angebot vor - das seines Freundes Bernhard Charles Ecclestone.


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