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Schnella, Höha, Weita - Rekorde in der Formel 1 (5.8.2003)

Nun gut, vielleicht nicht gerade "höha". Aber auf er Suche nach einem Thema für diese Zeilen liefen mir doch einige interessante und kuriose Rekorde aus der bunten Welt der Formel 1 über den Weg - und keiner davon hat etwas mit Michael Schumacher zu tun.

Den Rekord als jüngster Grand Prix Gewinner hält Bruce McLaren, der am 12.12.1959 den Grand Prix von USA in Sebring gewann - übrigens nicht für McLaren, sondern für Cooper. Den Rekord als jüngster Grand Prix Teilnehmer gehört keineswegs Kimi Räikkönen sondern - wir erinnern uns alle - Mike Thackwell. Der Neuseeländer war exakt 19 Jahre, 5 Monate und 29 Tage alt, als er 1980 auf Tyrell den Grand Prix von Kanada fuhr. Es war übrigens sein einziger Grand Prix in diesem Jahr. 1984 absolvierte er noch zwei weitere: Kanada auf RAM und Deutschland wieder auf Tyrrell. Dafür wurde er in diesem Jahr aber Formel 2 Meister. Am anderen des Spektrums verewigte sich Luigi Fagioli als ältester Grand Prix Gewinner, als er sich im Alter von 53 Jahren zusammen mit Juan Manuel Fangio den Sieg in Frankreich 1951 auf Alfa Romeo holte.

Wer glaubt, das einige Fahrer oft das Team wechseln, sollte sich Chris Amon anschauen. Der Neuseeländer fuhr von 1963 - 1976 insgesamt 14 Saisons für 13 verschiedene Teams und stellte dabei den Rekord für die häufigsten Teamwechsel auf: 1963/1964 bei Reg Parnell Racing, 1965 bei Ian Raby Racing und wieder Reg Parnell Racing, 1966 Cooper Car Company sowie ein Rennen als Privatstarter, 1967-1969 Scuderia Ferrari, 1970 March Engineering, 1971/1972 Equip Matra Sports, 1973 Martini Racing Team und Elf Team Tyrrell, 1974 Chris Amon Racing und Team Motul BRM, 1975 HB Bewaking Team Ensign , 1976 Team Ensign und Walter Wolf Racing.

Die fragwürdige Ehre der meisten Ausfälle in einer Saison geht weder nach Japan noch nach Malaysia sondern nach Italien: Andrea de Cesaris schaffte es 1986 in 16 Rennen 15 mal auszufallen, lediglich in Mexico brachte er seinen Minardi ins Ziel. Zufall ? Nun, 1987 kam er bei immerhin zwei von 16 Rennen ins Ziel und holte dabei für Brabham mit einem dritten Platz in Belgien vier WM Punkte. Ausserdem hält er auch den Rekord für die meisten Ausfälle vor Rennbeginn: insgesamt 11.

Einige Fahrer legten fulminante Karrierestarts vor. Einen Sieg im ersten Grand Prix konnten sowohl Giancarlo Baghetti (GP von Frankreich, 1961) als auch Giuseppe Farina (GP von England, 1950) erringen. Farina schaffte im selben Rennen auch eine Pole Position im ersten Grand Prix, ein Rekord den er sich mit Mario Andretti (USA 1968), Carlos Reutemann (Argentinien 1972) und Jacques Villeneuve (Australien 1996) teilt. Die schnellste Pole Position schaffte Juan Pablo Montoya 2002 in Monza: 259,379 km/h, die langsamte Pole Position dagegen Juan Manuel Fangio 1950 in Monaco: 103,884 km/h. Die schnellste Rennrunde gehört noch immer Damon Hill, knackige 249,835 km/h. erreicht 1993 in Monza auf Williams-Renault. An gleicher Stelle absolvierte sein Landsmann Peter Gethin 1971 mit 242,615 km/h auf seinem BRM das schnellste Rennen.

Der knappste Vorsprung geht nicht an den "Traumeinlauf" von Barrichello/Schumacher 2002 in Indianapolis sondern - mit 0,010 noch 0,001 knapper - an Peter Gethin vor Ronnie Peterson, geschehen 1971 in Monza. Etwas weiter der längste Vorsprung: um ganze zwei Runden lagen 1969 in Spanien Jackie Stewart vor Bruce McLaren und 1995 in Australien Damon Hill vor Olivier Panis. Der Rekord für die beste Aufholjagd geht dagegen ganz klar an den Iren John Watson: er startete 1983 in Long Beach / USA von der Position 22 und gewann das Rennen.

Die meisten Rennen fuhr bislang bei den Teams Ferrari (über 680) vor McLaren (über 550) und - nein, nicht Williams, sondern Lotus (490). Übrigens fuhr Minardi mit 300 immerhin 40 Rennen mehr als Renault und insgesamt gab es seit dem Beginn der FIA Formel 1 im Jahre 1950 134 verschiedene Teams. Bei den Fahrern gehört der Rekord noch immer Ricardo Patrese, der mit 256 gefahrenen Grand Prix auch Jean Alesi noch weit übertrifft.

Die wenigsten Wagen traten 1958 in Buenos Aires an: ganze 10. Dagegen gab es 1953 auf dem Nürburgring die meisten Wagen am Start: 34. Dieses Jahr markierte auch die Saison mit den meisten Fahrern; da damals die meisten Teams während des Rennens noch die Fahrer wechselten, gab es insgesamt 71 Teilnehmer. Die wenigsten Ausfälle gab es 1961 in Zandvoort als alle 15 Teilnehmer ins Ziel kamen, die meisten Ausfälle 1951 in Indianapolis als 25 von 33 Wagen ausfielen. Indianapolis hatte allerdings ein Jahr zuvor auch die meisten Wagen im Ziel, nämlich 24, während Monza 1958 die wenigsten Autos im Ziel hatte: zwar kamen zehn Wagen in die Wertung, aber nur drei schafften das ganze Rennen. Tony Brooks gewann damals auf seinem Vanwall vor den beiden Ferrari von Mike Hawthorn und Phil Hill.

Nichts neues sind die Englischen Wetterkapriolen, doch Silverstone bleibt eine Traumstrecke gegen Donington Park. Mit dem Grand Prix von Europa 1993 fand dort exakt ein Formel 1 Rennen statt, das zum Rennen mit den meisten Boxenstopps wurde; das Wetter am 11. April zwang die Teams zu 69 (in Worten: neunundsechzig) Reifenwechseln. Die meisten Führungswechsel gab es 1971 in Monza; sage und schreibe 41 mal wechselte die Spitze in diesem Rennen. Offenbar war das Überholen damals doch noch leichter ... Die kürzeste Rennstrecke ? Monaco ! Stimmt, aber früher noch kürzer als heute, von 1950 - 1972 ganze 3145 Meter und damit weniger als ein achtel der längsten Rennstrecke. Zwei Wochen vor Monza gab es 1957 in Pescara/Italien den ersten und einzigen Grand Prix von Pescara; zwar nur über 18 Runden, aber die waren jeweils 25,579 Kilometer lang (es gewann übrigens Stirling Moss auf einem Vanwall). Allerdings war dies beileibe nicht das längste Rennen; diese Ehre geht an die Rennstrecke von Reims-Gueux, auf der 1951 der Grand Prix von Frankreich über 77 Runden zu jeweils 7,815 km, insgesamt also 601,755 Kilometer, stattfand. Nur ein gutes zwölftel davon erreichte das kürzeste Rennen als der Grand Prix von Australien 1991 auf dem Strassenkurs von Adelaide nach gerade einmal 14 Runden und 52,92 Kilometern wegen Regen abgebrochen wurde. Australien war damals übrigens im November noch das letzte Rennen der Saison. Irgendeinen Unterschied machte der Abbruch nicht: Ayrton Senna führte nicht nur die gesamten 14 Runden sondern auch die WM uneinholbar vor Nigel Mansell.


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